
Der Trend aus Japan schwappte vor einiger Zeit nach Europa über, wobei der Anklang bisher im Gegensatz zum musikbegeisterten Volk im Land der aufgehenden Sonne eher schmalspurig ausfiel. Nichts desto weniger versorgt uns Konami Jahr für Jahr mit einer Neuauflage ihrer bekannten Tanzmatten-Hüpferei "Dancing Stage". Mittlerweile versuchten einige Plagiate dem König des "Machine Dance" das Wasser zu reichen, da gab es durchaus anspruchsvolle Spiele wie "Flow" oder das noch als interessant zu bezeichnende "Dance: Europe" - die Masse wie "Deutschland sucht den Superstar" versank aber aufgrund schlecht umgesetzter Ideen im Software-Nirwana. Nun steht mit "In the Groove" eine erneute und dieses Mal sehr dreiste Kopie an, welche aber als erste Software das Zeug dazu hat, den König "Dancing Stage" vom Thron zu stoßen!
"In the Groove" unterscheidet sich auf dem ersten Blick kaum von Konamis "Dancing Stage". Von daher ist es auch nicht verwunderlich, dass sich das Gameplay stark gleicht. Auf dem Bildschirm erscheinen Folgen von Pfeilen, welche ihr passend auf einer Tanzmatte (ggf. einfach auf der Tastatur) nachspielen müsst. Ungewöhnlich ist vielleicht die Ansicht, da die Pfeile eher aus dem Raum zu kommen scheinen - wer damit aber nicht zurecht kommt, kann über das Optionsmenü auch die klassische Ansicht der Konami Spiele einstellen. Die Auswertung erfolgt generelle aufgrund der Treffer und der dabei vorhandenen Präzision. Umso genauer ihr den Pfeil spielt, umso besser wird die Bewertung ausfallen, wobei Roxor Games sich hier nicht unbedingt an das bekannte Schema gehalten hat. "Fantastisch" gelten wirklich absolut perfekte Schritte, während über "Ausgezeichnet" bis hin zu "Total daneben" und "Verpasst" zusätzlich noch einige weitere Abstufungen vorhanden sind. Das Resultat zeigt sich nicht in einer schwer nachvollziehbaren Punktevergabe wie bei "Dancing Stage", sondern ermittelt einen prozentualen Zahlenwert. Dieser ist im Gegensatz zu Konamis Tanzspielreihe deutlich aussagekräftiger und vor allem mit den Rekorden anderer Tänzer besser vergleichbar.
Zu den vorhandenen Songs haben die Entwickler passend Stepfiles generiert, welche die zu tanzenden Schrittmuster enthalten. Für jeden ist da etwas dabei, sei es nun der blutige Anfänger oder aber der absolute Profi unter euch - bei bis zu fünf unterschiedlichen Stufen pro Song wird jeder sein Niveau finden. Gerade die Freaks aus der Tanzszene dürfen sich freuen, euer Können wird definitiv hart auf die Probe gestellt. Im Experten-Schwierigkeitsgrad dürften selbst "Dancing Stage" Veteranen mit jahrelanger Erfahrung ab und an auf die Schnauze fallen! Die hier abverlangten Schrittfolgen erfordern nicht nur das Erkennen der einzelnen Pfeile, vor allem die Kondition und das Durchhaltevermögen werden bei diesen Stampfern jenseits der normalen Tanzgeschwindigkeit letztendlich über Sieg oder Niederlage entscheiden. Erfreulich ist dabei, dass ein Song selbst nach verebbter Lebensanzeige nicht beendet wird. Erst wenn ihr eine gewisse Zeit keine Eingaben mehr macht, wird das aktuelle Spiel unterbrochen und als gescheitert gewertet.
Neue Pfeile braucht das Land ...
... zumindest haben sich das die Entwickler sicherlich gedacht, als sie "In the Groove" entworfen haben. Generell gibt es alle bekannten Schrittfolgen aus "Dancing Stage" wie Doppelsprünge (zwei Pfeile gleichzeitig) oder auch die Freeze-Pfeile, wobei diese zu haltenden Symbole hier bezeichnenderweise auch mit Haltepfeile betitelt wurden. Wer bei der Wahl eines Songs die umfangreiche Statistik im Auge behält, wird des weiteren unbekannte Bemerkungen wie "Mienen" und "Hände" entdecken. Vereinfacht gesagt stellen Minen genauso Pfeile dar, welche ebenfalls durch die Stepzone laufen. Spielen dürft ihr diese explosiven Symbole aber nicht, ihr müsst sogar jeglichen Kontakt der entsprechenden Taste meiden, ansonsten wird durch eine laute Detonation sowohl von der Lebensenergie und auch der Wertung etwas abgezogen. Ab und an kommt ihr auch in die etwas ungünstige Situation, dass ihr schon zwei Tasten halten müsst und nun weitere gleichzeitig gespielt werden sollen. Nun, hier ist wohl etwas Akrobatik angesagt: Einfach in die Knie gehen und zusätzlich mit den Händen weitere Tasten betätigen - dies wird einen wirklich ins Schwitzen bringen. Ziemlich schwer wird es aber erst, wenn ihr zugleich mehr wie zwei Tasten "springen" müsst! Während Mienen schon relativ schnell auf dem Plan stehen müsst ihr mit mehr als zwei Pfeilen gleichzeitig nur auf dem höchsten Niveau rechnen, zumindest gilt dies für die Vorabversion.
Nach dem Spielstart und der üblichen Ansage, dass spielen auf einer Tanzmatte mit Gefahr verbunden ist (man könnte ausrutschen und sich verletzten), habt ihr die Qual der Wahl von drei unterschiedlichen Modi. Klassisch dürft ihr ein paar Songs auf Rekorde spielen oder einfach euer Können verbessern, wobei ihr euch für eine oder zwei Tanzmatten (ein Spieler nutzt acht Tasten) entscheidet. Wahlweise könnt ihr auch ganz normal gegen einen Kumpel antreten. Neu dagegen bzw. in "Dancing Stage" eher unüblich ist der "Wettkampf", in dem sich zwei Spieler ein ordentliches Tanzduell liefern. Der Clou bei der Sache sind Modifizierer, welche einem das Hopsen gewaltig erschweren. Steppt einige gut getroffene Schrittkombinationen und euer Gegner hat mit wackelnden und unsichtbar, schneller oder kleiner werdenden Pfeile zu kämpfen. Der Effekt dieser gemeinen Veränderungen der Spieloberfläche nutzt man nun auch im "Marathon Modus" komplett aus. Es sind bestimmte Songs vorgegeben, welche hintereinander abgearbeitet werden. Das Problem an der Sache sind aber sich ständig ändernde Pfeile, welche wie in einem Alkoholrausch das Schwanken anfangen, mal von oben nach unten laufen, sich drehen und wenden oder schlicht einfach mal verschwinden - ihr solltet aber weiterhin konstant und treffend tanzen, ansonsten ereilt euch schneller das Ende, als euch lieb sein wird. Höchste Konzentration, eine vorausschauende Gabe und vor allem ein gutes bzw. bildliches Gedächtnis werden sicherlich Vorteile bei der Bewältigung dieser Aufgabe mit sich bringen.
Kann ITG also mit Dancing Stage mithalten?
Eine wohl mehr als berechtigte Frage, welche sich jeder "Dancing Stage" Fan stellen wird. "In the Groove" ist definitiv ein dreister Klon von Konamis Tanzspielreihe und bisher gab es nur sehr wenig Produkte, welche die Tanzmatten auf genau der selben Weise nutzten - "Flow - Urban Dance Uprising" wäre hier als Beispiel zu nennen. Ob dies nun als Nachteil oder Vorteil anzusehen ist, muss wohl jeder für sich entscheiden. Fest steht aber, dass die Spielmechanik auch bei diesem Titel vollkommen aufgeht! Das Tanzspiel aus dem Hause Roxor Games überzeugt schon in dieser Vorabversion. Die Spielbarkeit auf dem PC ist einfach phänomenal - dafür sorgen vor allem die vielen Plug & Play Features. Es erkennt automatisch, ob eine Tanzplatte mit z. B. dem SmartJoy-Adapter angeschlossen ist und konfiguriert die Tasten automatisch. Das Timing der Schritte ist trotz geringer Hardwareanforderungen stimmig und sollte es dennoch nicht zu 100% auf den Spieler passen, kann man dieses per automatischer Erkennung noch nachjustieren. Ansonsten gefällt bei den drei bisher vorhandenen Songs vor allem das Zusammenspiel aus Komposition und zu spielenden Stepps - hier waren definitiv Meister am Werk, die sich perfekt mit der Kreation von abwechslungsreichen und dennoch fordernden Schrittfolgen auskennen. Das Ganze ist verpackt in einer für Tanzspiele durchaus ansprechenden Optik, wobei leider bisher nur ein einziges Hintergrundvideo Farbe ins Spiel brachte.
Gamezone Fazit:
Roxor Games war zwar frech, dadurch haben sie aber ein Tanzspiel auf die Beine gestellt, dessen Spielmechanik einfach super "von den Beinen" geht. Dank neuer Ideen wie Mienen und den ab und an zu spielenden Händen kommt frischer Wind in die Vierpfeile-Kombinatorik. Bisher haben aber auch die Songs und vor allem deren kreative Choreographien für die Tanzmatten sehr gefallen - bleibt abzuwarten, ob die Vollversion dann weiterhin überzeugen kann! Wer gerne das Hüftbein schwingt, sollte sich auf jeden Fall "In the Groove" vormerken - hier kommt eine große Nummer auf uns zu, die abhängig von der Songauswahl und dem Umfang vielleicht sogar dem König des Tanzspiel "Dancing Stage" den Rang ablaufen wird!
Unser Ersteindruck: Sehr Gut!