Vorwort
Einem Kind wird zum Geburtstag eine Schachtel Wachsmalstifte geschenkt. Es freut sich ob des Geschenks, mit welchem ihm ein gehegter Wunsch erfüllt wird und verzieht sich in seine Kaschemme, um es auszuprobieren. Später präsentiert das Kind das fertige Bild der versammelten Verwandtschaft. Die sind sich einig: obwohl nicht zu verleugnen ist, dass hie und da künstlerisches Talent durchlugt, ist Bild doch mehr bezeichnenderweise Krikelkrakel, weil sämtliche Farben auf einmal ausprobiert wurden.
Generelles
Smaggys Handschrift kann man an folgenden Dingen festmachen: Freezer enden im Grundschlag mit einem zweiten abschließenden Pfeil, die Stepcharts haben wenig Durchgängigkeit, d.h. bestehen aus vielen unterbrochenen Serien, und sind daher mit durchschnittlich einem ganzen Fuß überbewertet.
Code: Alles auswählen
m:ss L S H eigentlich
Another Day In Paradise 2'23" 4 6 3,6 5,4
Beds Are Burning 1'53" 6 8 5,1 7,3
Boys Of Summer 1'44" 5 7 5,0 6,4
Doop 1'07" 7 9 5,3 8,6
Mooncore 2'22" 4 7 9 4,1 5,4 7,6
Nightfly 1'09" 4 7 4,9 6,7
Schwarze Sonne 2'23" 5 7 5,5 7,3
Stars 1'22" 5 7 4,9 7,1
Wie ihr seht, ist das eine beträchtliche Abweichung der Vorgabe Konamis von 90 Sekunden. Die Abweichung wird durch nichts gerechtfertigt. Wieso Light bei fast allen fehlt, lässt sich wohl so erklären, dass bis auf
Doop Heavy alle Songs keine fortschrittlichen Techniken benutzen. Statt Crossover findet man Leere, statt schneller Runs bloß Freezer, statt gemeiner Tiptoes Viertel mit halbem Takt Abstand. Es soll mich nicht verwundern, wenn hier jeder auf Anhieb AA kriegt.
Kein Song ist fantasielos geschnitten, alle außer
Boys Of Summer haben ein richtiges Ende.
Kein Song hat Lyricsdateien.
Anfangs hat man keine oder nicht ausreichend Gelegenheit, in den Takt zu kommen und das Pulsieren der Schablonenpfeile zu beobachten.
Die Samplemusik fürs Auswahlmenü hätte in manchen Fällen viel besser gewählt werden können.
Die Banner und Hintergrundbilder sind überdurchschnittlich gut. Das ist häufig ein Schwachpunkt und es ist wohltuend anzumerken, dass niemand Augapfelschmerz befürchten muss.
Dem Paket fehlen die essentiellen Angaben zur Kontaktmöglichkeit und Veröffentlichungsdatum/Versionsnummer, auch wären Bemerkungen das Autors sowie Historie nicht schlecht gewesen.
Another Day In Paradise
Solide Ausführung, diesen Song versteht sich mit der niedrigen bpm-Zahl als Tribut für die Einsteiger. Das Hintergrundbild ist unfreiwillig komisch, weil unpassend: im Song geht's ja um soziales Elend in der Großstadt, das Paradies ist ironisch, nicht wörtlich zu verstehen.
Beds Are Burning
Sehr schön finde ich auf Standard die Steps auf den Lyrics und endlich mal gut durchgezogene Runs auf Heavy. Auf beiden Graden nimmt die Kurzweil gegen Ende hin leider ab.
Boys Of Summer
In Takt 28 gibt es eine völlig unpassende Pause mit einer absurden Länge von - so habe ich ausgerechnet - 1,83 Vierteln. Vermutung: die Pause musste eingefügt werden, weil zu diesem Zeitpunkt der Song schon völlig asynchron ist, der Autor sich verfranst hat und nicht mehr anders zu helfen wusste.
In Takt 20 Heavy und Takt 60 Standard/Heavy muss man auf drei Pfeile auf einmal treten. Hiermit hat sich der Autor disqualifiziert. So etwas darf niemals für Dancespiele veröffentlicht werden.
Am Ende vom Song gehen die finalen Freezer länger als das Audio. Weil er schlecht geschnitten ist (d.h. nicht an einem Zerocrossing), hört man in der Stille einen deutlichen Knackser. Sowas muss nicht sein.
Doop
Als ich Standard gespielt habe, ging mir durch den Kopf: bei Shub-Internet, dieser Song
schreit geradezu nach Galopps. Und dann tatsächlich auf Heavy gibt's sie, sogar durchweg logisch ausgeführt. Die letzte Sprungserie in Takt 36 sowie der Sechzehntelrun in Takt 28 sind ganz schön happig, aber wohl mit Übung zu schaffen. Was mich aber jedesmal umbringt, sind die Freezer in den takten 25 bis 28. Die haben die Länge von einem Viertel, aber fangen auf einem Achtel an!
Man möge bedenkten, dass Freezer immer keine Farbe haben und der Anfang deswegen generell schlecht zu sehen und die Länge insbesonders auf solch langsamen 130 bpm nicht gut auszumachen ist. Dieser Song ist deswegen eine Übung in Frustration.
Mooncore
Ah, ich liebe den Slowdown! Ich habe bereits im ersten Spiel mich wie ein Tiger in Erwartung geduckt. Meine Spannung wurde nicht enttäuscht - diese Stelle ist in Perfektion ausgeführt. Auch der Holperstein in Takt 61 Standard/Heavy passt wie die Faust aufs Auge.
Ab Takt 81 fängt in allen Schwierigkeitsgraden eine Serie Freezer an. Der erste davon ist im Vergleich zu den anderen zu lang geraten. Insgesamt hätte ich mir den Song kürzer gewünscht, um damit auch die Wiederholung des melodischen Themas zu vermeiden, aber dafür mit mehr Durchgängigkeit bei den Pfeilserien.
Nightfly
Ich hab mich wegen der langen Ladezeit gewundert, mit 10 Sekunden musste ich fast viermal so lang wie normalerweise warten. Danach erwartet mich eine ruckelnde Diashow mit 9 fps. Nach einem Blick ins Songverzeichnis dacht ich, mich trifft der Donnerschlag. Hier fühle ich mich genötigt, zu fragen, welcher Teufel Smaggy da geritten hat, drei Texturen mit jeweils 3 Megapixeln einzustellen!? Soviel Video-RAM hat meine Grafikkarte gar nicht übrig!
Nachdem ich die Bilder auf 1/64 ihrer Fläche geändert habe, konnte ich den Song so spielen, wie er gedacht war, also mit wechselnden Hintergrundbildern (eins davon mit geplenkter Zeichensetzung, wie neckisch). Es hilft nicht, dass in das Zuckflimmern gegen Ende auch noch das Bannerbild in einem haarsträubenden Seitenverhältnis hereinrutscht. So war das bestimmt nicht geplant.
Auch hier gehen zum Schluss wieder mal die Pfeile länger als die Musik, und das ist deutlich hörbar.
Schwarze Sonne
Das Hintergrundbild ist oben durch das Spielinterface verdeckt. Das wirkt sich hier störend aus, weil da Schrift zu lesen ist - nun ja, eigentlich nicht mehr.
Der Tempowechsel - während in
Nightfly noch leidlich sinnvoll - bewerte ich hier als reine Spielerei. Ich weiß nicht, was schlimmer ist, entweder auf Standard in der langen Pause gar nichts zu tun außer den leeren Bildschirm anzustarren, oder in Heavy dazu verdammt sein, elendig bewegungslos auf Freezern auszuharren.
Bei 1'27" hat der Song einen Schluckauf - wurde hier aus versehen das Datenformat
zerkocht?
Stars
Hier gilt dasselbe über die Tempowechsel, nur dass sie anfangs auch noch holpriges Timing haben. Ich finde es lächerlich, dass die Geschwindigkeit von 320 bpm, welche für solche Kaliber wie Maxx Unlimited reserviert ist, hier für sowas verschwendet wird. Wenn jemandem die Pfeile zu langsam sind, wird er schon für sich einen Speedmod einstellen! Diese Möglichkeit wird einem jedoch bei
Stars genommen.
Gesamturteil
Allem haftet eine Schludrigkeit an, die nicht nur Experten auf dem ersten Blick ins Auge, Ohr und Bein springen. Im Allgemeinen kann ich diese Veröffentlichung niemandem empfehlen, es sei denn als abschreckendes Beispiel eines Anfängers, der unbedingt alle die ihm zur Verfügung stehenden Stilmittel verwenden wollte, ob es künstlerisch Sinn macht oder nicht.
Ich hatte einmal eine Signatur, und sie war gut.