Ein paar Gedanken zum Rock Band 4 PC Crowdfunding…

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Schmichel
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Ein paar Gedanken zum Rock Band 4 PC Crowdfunding…

Beitrag von Schmichel »

Gestern wurde angekündigt, dass Rock Band 4 für den PC erscheinen soll. Finanzierung über Crowdfunding:
https://www.fig.co/campaigns/rock-band-4-pc

Meine Gedanken dazu:

Irgendwie hatte es sich angekündigt. Mehrere Beiträge im Blog und auf Twitter von Harmonix deuteten darauf hin, dass es wohl Überlegungen gibt, die bekannte Rock Band Serie auf den PC zu bringen. Letztes Jahr noch gab es mehrere Interviews in denen sie sagten, dass es keine Pläne dafür gebe. Jetzt der Sinneswandel. Warum das so ist? Nun, ich denke das es eine Mischung aus finanzieller Notwendigkeit und liebe zum Spiel ist. Alles natürlich nur eine wilde Mischung von bekannten Fakten, Spekulation und Schlussfolgerungen aber es wäre in meinen Augen eine Erklärung.

Schauen wir uns zunächst die Situation an, die Ende 2014 war. Rock Band als Spielserie war eigentlich nicht mehr existent. Irgendwann 2013 stoppte Harmonix den Support für die alten Rock Band 3 Spiele, weil es sich schlicht nicht mehr lohnte. Zumal nicht allzugange davor Viacom als Geldgeber abgesprungen war, und die Firma jetzt alles wieder aus eigener Tasche finanzieren musste. Auch die Firma Harmonix selbst war gegenüber den goldenen Rock Band Zeiten schon geschrumpft. Nach dem Ende für Rock Band war es dann Dance Central die Serie, die Geld brachte. Bis heute einer der besten Titel für das Kinect System. Doch mit dem Flop der XBOXone sanken auch da die Einnahmen. Parallel gab es noch Auftragsentwicklungen wie Fantasia für Disney, abgesehen davon aber nur kleine Spiele die allesamt keine großen Hits waren.

Nun musste sich das Management also überlegen, wie man das Überleben der Firma sichert. Natürlich wäre eine weitere Verkleinerung machbar gewesen oder gar die Schließung des Studios, aber will man das? Also sucht man sich die erfolgreichsten Spiele die man produziert hat und strebt einen Reboot dieser Titel an. Irgendwann kam ja die Überraschende Kickstarter Finanzierung für Amplitude, einem Spiel was Anfang der 2000er für die PlayStation 2 herauskam, in Reviews hochgelobt wurde, sich aber schlecht verkauft hat. dennoch, es gab genug Fans, die das Spiel wollten und so kam das Crowdfunding recht knapp zustande.

Etwa Zeitgleich kamen dann Meldungen, dass der ehemalige Hersteller der Rock Band Controller, Mad Catz, in finanziellen Schwierigkeiten steckt. Da Harmonix gleichzeitig auch auf der Suche nach neuen Spielen war entstand wohl der Gedanke, sich erneut zusammenzutun und es noch einmal mit Rock Band zu versuchen. Für Mad Catz die Gelegenheit, bereits entwickelte Hardware nur anpassen zu müssen. Somit versprach das ganze eine relativ hohe Gewinnspanne. Harmonix hatte es nicht ganz so leicht, mussten sie doch das ganze Spiel von Grund auf neu programmieren. Nach einigen Tests, wie überraschend veröffentlichten Liedern für Rock Band 3, die sich recht gut verkauften und für viel Wirbel in der Fachpresse sorgten, kam dann die Ankündigung für Rock Band 4.

Alte Fans waren aus dem Häuschen, wurde doch angekündigt das sowohl alte Controller als auch in der Vergangenheit gekaufte Lieder auf die neuen Konsolen mitgenommen werden konnten, sofern man beim gleichen Hersteller blieb. Da Harmonix inzwischen geschrumpft war und auch kein großer Geldgeber mehr hinter der Firma stand kam es dazu, dass das Spiel für viele nicht den Umfang hatte, den man erwartet hatte. Obwohl so angekündigt waren scheinbar viele Spieler beim Release überrascht, dass es z.B. kein Onlinespiel gab. Das viele altbekannte Features fehlen war sicherlich auch dem angekündigten Release geschuldet. Nun könnte man sagen „Hätten sie das Spiel hat ein halbes Jahr später veröffentlichen sollen“. Problem ist, dass Mad Catz wohl nicht so lange überlebt hätte, wenn Rock Band nicht zumindest etwas Geld in die Kassen gespült hätte.

So gab es ein der Meinung nach vieler halb fertiges Spiel, was inzwischen mit monatlichen Updates immer weiter verbessert wird. Mad Catz lebt dank der Controllerverkäufe noch und alles ist gut.

Ist alles wirklich gut? Nun, das Problem ist, dass Harmonix und auch Mad Catz natürlich auch in Zukunft Geld einnehmen müssen um das Spiel weiterzuentwickeln zu können. Harmonix hat dafür die neuen Lieder, die jede Woche angeboten werden. Die Frage ist nur: reicht die Menge der bisher verkauften Spiele um genug Einnahmen aus DLC Verkäufen zu generieren? Aus Kommentaren von Mad Catz konnte man bereits entnehmen, das die Verkaufszahlen zwar OK waren aber nicht so hoch wie erhofft.

Also muss man einen Weg finden, die Nutzerbasis zu erhöhen. Und was bietet sich da mehr an, als eine Plattform zu bedienen, für die es das Spiel bisher nicht gibt. Umsteiger können ihre Instrumente von den Konsolen mitnehmen, da unter Windows niemand Vorschriften macht, wie ein Controller konstruiert sein muss. Und für die potenziell vielen zusätzlichen Spieler, die keine Controller haben, kann Mad Catz dann weitere Controller anbieten. Win-Win Situation.

Die ganze Sache hat nur einen Haken: Niemand kann einschätzen, ob auf dem PC genug Spieler existieren, die Interesse an diesem Titel haben. Also macht man ein Crowdfunding, damit zumindest so viel verkauft wird, um die Arbeiten für die Portierung finanzieren zu können. Zusätzlich bietet man den PC Spielern, die ja Modding und UGC gewohnt sind genau diese Systemexklusive Möglichkeit, eigene Lieder ins Spiel einzubauen.

Bleibt die Frage warum Harmonix nicht selbst die Portierung erstellt, sondern ein externes Studio damit beauftragt, was vermutlich teurer ist, als würden sie die Arbeit selbst machen. Es ist nun aber so, das man natürlich Programmierer dafür braucht, welche die Arbeit ausführen. Wenn man es selbst machen würden diese Programmierer dann für die Konsolenversion fehlen, da Harmonix nicht genug Manpower hat. Die Spieler der Konsolenversionen würden sich dann über halbherzigen Support beschweren, weil sich nicht mehr viel tut und letztendlich wohl weniger DLC kaufen. Daher würde sich das negativ auf die Einnahmen auswirken. Die andere Alternative wäre natürlich mehr Programmierer einzustellen. Nur: Was macht man mit denen wenn das Spiel fertig ist? Zudem müsste man auch erstmal genug qualifizierte Personen finden.

Die Auftragsvergabe an ein externes Unternehmen ist daher einfach eine Riskiominimierung. Man weiß genau was die Portierung kostet, man weiß dass die Programmierer Erfahrung haben und das können. 2 Millionen kostet die Portierung laut Harmonix, 25% davon finanzieren sie selbst, den Rest soll das Crowdfunding bringen. Klingt nach viel Geld? Naja, damit kann man geschätzt die Löhne von 20-30 Programmierern für ein halbes Jahr bezahlen. Klingt für mich jetzt vom Umfang her nicht unrealistisch.

Hinzu kommt, dass sie ja scheinbar nicht den aktuellen Code der Konsolenversion einfach portieren wollen, sondern dass dort scheinbar scheinbar ein System entwickelt wird, wo sie dann den Rock Band „Kern“ hineinstecken, der auf allen drei Systemen dann gleich ist (Ich vermeide absichtlich das Wort Emulation weil ich nicht glaube, dass es das ist). Sie wollen ein mal eine vernünftige Softwarebasis haben, damit sie später mit kleinem Aufwand alle Systeme aktuell halten können.

Ich denke also, dass es schlicht nötig ist dass das Crowdfunding durchkommt, damit das Spiel in Zukunft in vernünftigem Maße weiterentwickelt werden kann. Ebenso halte ich die geforderte Gesamtsumme für realistisch. Die große Frage ist aber, ob sie das Geld zusammenbekommen.

Ich für meinen Teil werde wohl mitfinanzieren. Obwohl ich es womöglich nie auf dem PC spielen werde. Nur aus dem Grund weil ich möchte, dass die Serie weiter existiert und mir klar ist, dass das Crowdfunding das Überleben sichert bzw. erstmal verlängert.
Offizieller Ansprechpartner von Step Revolution für den Vertrieb von StepManiaX in Europa.
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Re: Ein paar Gedanken zum Rock Band 4 PC Crowdfunding…

Beitrag von marshallracer »

Ein sehr schöner "Kommentar", sehr umfangreich und detailiert.

Da ich nie selber Rockband besaß (und ich Rockband Unplugged nicht wirklich als klassisches Rockband Spiel ansehen kann, so viel spaß es auch immernoch macht) sehe ich das als gute Gelegenheit endlich selber zuhause in den Genuss zu kommen die Bude zusammenzurocken. Ich werde garantiert ein bisschen Geld darin investieren können.

Da es sehr spät ist beziehe ich mich jetzt spontan nur auf das, worauf ich mich wirklich beziehen kann/möchte.
Schmichel hat geschrieben:Bleibt die Frage warum Harmonix nicht selbst die Portierung erstellt, sondern ein externes Studio damit beauftragt, was vermutlich teurer ist, als würden sie die Arbeit selbst machen. [...]
Natürlich war ich mir trotz der möglichen Gründe wie "risikominimierung" und den Fokus des eigenen Teams auf den Konsolen zu halten nicht ganz sicher inwieweit damit zu rechnen ist, wie gut dieses externe Studio ihre Arbeit unter Umständen machen wird.
Daraufhin hab ich mir auf der Kampagnenseite das Vorstellungsvideo angesehen und war durchaus mehr als erleichtert als ich "Sumo Digital" gehört habe.
Meines Wissens und meiner persönlichen Erfahrung nach ein Studio, das gekonnt Spiele auf die verschiedensten Plattformen gebracht hat und deren Umsetzungen mich persönlich immer überzeugen konnten.
Von dieser Tatsache ausgehend will ich an diesem Punkt einfach mal blauäugig behaupten, dass - sofern die Kampagne (hoffentlich) erfolgreich durchkommt - ein Spiel zustande kommen wird, welches von Anfang an einem überaus hohem Standard entsprechen sollte.
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